Bisher waren die Türken für Last-Minute-Siege zuständig. Diesmal drehten die Deutschen den Spieß um: Nach dem 2:2-Ausgleich der Türkei in der 86. Minute traf Philipp Lahm in der 90. zum 3:2-Endstand. Das erste Halbfinale in Basel dominierten jedoch über weite Strecken furios auftretende Türken gegen eine meist lethargische DFB-Elf.
Nach der Pause kam Torsten Frings, der wegen einer Rippenverletzung zunächst draußen geblieben war, für Simon Rolfes. Der Leverkusener musste mit einer Platzwunde nach einem Zusammenprall in der Kabine bleiben. Der Rest der DFB-Elf kam zwar aufs Spielfeld zurück, ohne aber zunächst aus seiner Lethargie herauszufinden. Immer wieder tauchten die spielstarken und kombinationssicheren Türken gefährlich im deutschen Strafraum auf. So mancher Beobachter sah in dieser Leistung der DFB-Elf einen Rückfall im Vergleich zum Spiel gegen Portugal und wurde zuweilen an die Pleite gegen Kroatien erinnert. Kapitän Michael Ballack konnte ebenso wenig Akzente setzen wie der bisher überragende Philipp Lahm. In der 78. Minute setzte der Münchner aber doch einen Glanzpunkt - seinen ersten: Der 24-jährige Verteidiger flankte hoch in den Strafraum, Torwart Rüstü kam zu spät aus dem Kasten - und Miroslav Klose erzielte per Kopf die Füh
rung zum 2:1. Aber die Türken wären nicht Türken, wenn sie nicht wieder kurz vor Schluss einen Treffer erzielt hätten. Zum vierten Mal in Folge bei dieser EM gelang ihnen ein Last-Minute-Tor: Einen flachen Ball von rechts versenkte Semih Sentürk in der 86. Minute zum 2:2-Ausgleich. Lehmann machte dabei erneut keine besonders gute Figur. Aber ein Fehler von Lahm hatte ihn überhaupt erst in Bedrängnis gebracht. Doch Deutschland konnte diesmal die Dramatik der bisherigen Spiele mit Türkei-Beteiligung sogar noch toppen: In der 90. Minute konnte Lahm seinen Fehler wieder gutmachen. Nach einem Doppelpass mit Thomas Hitzlsperger kam der Bayern-Verteidiger frei vor Rüstü zum Schuss, und traf - zweiter Glanzpunkt - in den linken oberen Winkel. Tor. 3:2. Sieg. Finale.
Ungefähr so überrascht mussten sich die im Viertelfinale favorisierten Portugiesen gegen die Deutschen gefühlt haben - wie diese nun im Halbfinale von Basel gegen die Türken: Die DFB-Elf wurde vom vermeintlichen Außenseiter förmlich überrumpelt. Von Anfang
an dominierte das unerwartet offensiv ausgerichtete Team von Fatih Terim die Partie. Vor allem Hamit Altintop vom FC Bayern München und Kazim Kazim brachten die deutsche Defensive immer wieder in arge Nöte. Kazim Kazim war es auch, der in der 13. Minute den Ball an die Latte knallte. Der nächste Aluminiumtreffer folgte in der 22. Minute - mit Konsequenzen: Den Abpraller verwertete Ugur Boral. Er traf den Ball zwar nicht richtig, aber es reichte, um durch die Beine von Torhüter Jens Lehmann zu trudeln - 1:0 für die Türkei.

Erst ab der 20. Minute schien das Team von Joachim Löw zu realisieren, dass es ein Halbfinale spielte. Nominell dieses Mal mit nur einer Spitze, Miroslav Klose, ausgestattet - gestalteten die Deutschen die Partie nun etwas offener und wurden in der 26. Minute dafür mit dem Ausgleich belohnt. Der Treffer war fast eine Kopie des 1:0 aus dem Portugal-Spiel: Er resultierte wieder aus einer sehenswerten Podolski-Schweinsteiger-Kombination. Unbeeindruckt davon fanden die Türken sofort wieder zu ihrem Offensivdrang zurück und erspielten sich bis zur Halbzeitpause mehr Chancen als im gesamten bisherigen Turnierverlauf. Von einer "Notelf" konnte überhaupt nicht die Rede sein, obwohl Terim auf acht Stammspieler wegen diverser Verletzungen und Sperren verzichten musste, unter anderen auf Torwart Volkan und Kapitän Nihat.
Wieder dramatische Schlussphase


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